Auch bei uns geht es nicht immer nur um Gülle. Unter der Berücksichtigung von komplexen Zusammenhängen im Agrarlebensmittelsystem betrachten wir auch andere Aspekte, die bei einer Nachhaltigkeitstransformation von Belang sind. In einem wissenschaftlichen Artikel, erschienen in der ersten Ausgabe von GAIA im Jahr 2021, diskutieren Jonathan Friedrich, Jana Zscheischler und Heiko Faust daher die Learnings, die aus der Corona-Pandemie für die Gestaltung von sozial-ökologischen Transformationsprozessen entstehen. Gerade durch die vermehrt aufgetretenen Fälle von Covid-19 in einigen fleischverarbeitenden Betrieben wird deutlich, dass bestimmte Personengruppen aufgrund ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen anfälliger für Phänomene einer Krise, wie einer globalen Pandemie, sind. Da Diskurse um Nachhaltigkeit oftmals von einem sogenannten „grünen Mainstream“ dominiert werden, fallen die Lebensrealitäten dieser Personen oft in der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion unter den Tisch. Um dem Gestaltungsauftrag einer sozial-ökologischen Transformation für die ganze Gesellschaft gerecht zu werden ist es daher wichtig, die Lebensrealitäten von Arbeiter:innen in z.B. der fleischverarbeitenden Industrie mitzudenken. Dieses Mitdenken kann jedoch nur passieren, wenn die erwähnten Umwelten vorher erforscht werden. Die AutorInnen zeigen dabei verschiedene konzeptionelle Zugänge zu diesen Forschungsperspektiven auf. Als Fazit stellen Sie fest, dass ein solches Denken auch dazu führen würde, dass die Gesellschaft als Ganzes weniger anfällig – und mehr resilient – gegenüber zukünftige Krisen (wie z.B. vom Klimawandel hervorgerufene Extremwetterereignisse und ihre Folgen für die Gesellschaft) wäre.
Der Artikel ist auf englisch erschienen und kann open access online unter folgender Adresse gelesen werden: https://doi.org/10.14512/gaia.30.1.5